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Informationen für Herausgeber:innen von Diamond-Open-Access-Zeitschriften

Ausgangspunkt dieser Informationsübersicht sind die Ergebnisse der Studie zur Schweizer Landschaft von Diamond-Open-Access-Zeitschriften, die dasPlatinum Open Access Funding-Projekt (PLATO) in Zusammenarbeit mit dem Institut Applied Data Science & Finance der Berner Fachhochschule von März bis September 2022 durchgeführt hat. Die «PLATO-Studie» hat gezeigt, dass es einen Bedarf an Informationsangeboten und praktischer Unterstützung für Herausgeber:innen von Diamond-Open-Access-Zeitschriften gibt, um wissenschaftsgeführtes Publizieren bestmöglich zu fördern.

Vor diesem Hintergrund bieten die folgenden Informationen eine Übersicht zu Standards und Richtlinien in den Bereichen:

1) Workflows,
2) Standards für Open-Access-Publikationen und
3) Nachhaltigkeit.

Diese Übersicht soll Herausgeber:innen von Diamond-Open-Access-Zeitschriften dazu dienen, sich über technische und nicht-technische Standards, Minimalanforderungen sowie empfohlene Praktiken (Best Practices) zu informieren und sie unterstützen, in Ihrem Zeitschriftenbetrieb Potenziale zur Optimierung zu identifizieren. Darüber hinaus wird eine Checklist (PDF, 95 KB) zur Verfügung gestellt.

Als Grundlage und Orientierung für die Zusammenstellung dienten dieTechnical Guidance and Requirementsvon Plan S, die Transparency & Best Practice Principlesdes Directory of Open Access Journals (DOAJ), diePrinciples of Transparency and Best Practice in Scholarly Publishing (COPE/DOAJ/OASPA/WAME), die Standards des Pilotprojektes Konsortiale Open-Access-Lösungen Aufbauen (KOALA) sowie die Empfehlungen der OA Diamond Journals Study (Science Europe/cOAlition S). Diese Grundlagen wurden durch Input von Open-Access-Expert:innen an Schweizer Forschungseinrichtungen angereichert. Sofern nicht anders angegeben, haben sie für alle Disziplinen Gültigkeit.

Workflows

«Workflows» umfasst die Gesamtheit organisatorischer und editorischer Aufgaben, die vom Aufbau der Journalwebsite, das Management eingereichter Artikel und die Sicherung wissenschaftlicher Qualität, über die Distribution und Indexierung der Zeitschrift bis hin zur Sammlung von Nutzungsstatistiken nach Veröffentlichung reichen.

Workflows sollten robust und effizient, d. h. im Sinne einer optimalen Ausnutzung der gegebenen personellen und finanziellen Ressourcen, gestaltet sein, immer wieder überprüft und dynamisch an sich verändernde Bedingungen im Zeitschriftenbetrieb und im Publikationsumfeld angepasst werden. Interne Monitoring-Prozesse, das Verfolgen von Neuerungen im Open-Access-Publizieren, die Analyse von Nutzungsstatistiken sowie das Einholen von Feedback bei Autor:innen und Reviewer:innen können dabei u. a. hilfreich sein.

1. Verfügbare Informationen

Ein professionell gestalteter Internetauftritt mit ausführlichen, standardisierten und aktuellen Informationen über die Zeitschrift und ihre Veröffentlichungsprinzipien ist zentral für ihre Darstellung nach aussen und ihre Profilbildung. Darüber hinaus gibt er Autor:innen Orientierung bei der Auswahl eines passenden Publikationsortes.

Das Journal sollte über eine eigene URL und Website verfügen, die unabhängig vom Zugriffsstandort zugänglich ist. Eine klare Struktur und einfache Navigierbarkeit der Website erleichtern Interessierten das Auffinden wichtiger Informationen. Folgende Angaben sollte die Website standardmässig enthalten:

  • Titel (und sofern zutreffend Akronym) der Zeitschrift,
  • ISSN,
  • Name(n) und Affiliation(en) der Herausgeber:innen und des Editorial Board sowie eine Kontaktadresse des Journals,
  • Beschreibung des wissenschaftlichen Profils und Ziels der Zeitschrift,
  • Erscheinungsfrequenz der Zeitschrift,
  • Beschreibung des Qualitätssicherungsverfahrens (Peer Review, Editorial Review, Open Review o. ä.),
  • Beschreibung der Open-Access-Policy der Zeitschrift,
  • Informationen für Autor:innen betreffs der Einreichungsmodalitäten von Beiträgen,
  • Creative Commons Lizenz (s. Standards),
  • Strategie der Langzeitarchivierung (s. Standards),
  • Indexierung der Zeitschrift, falls zutreffend (s. Standards).

Empfehlenswert sind darüber hinaus Angaben zu:

  • publikationsethischen Richtlinien (s. u.),
  • ORCiD (Open Reseacher and Contributor ID) der Autor:innen,
  • Anzahl Ausgaben pro Jahr,
  • jährlichen Zeitschriftenstatistiken,
  • Informationen zur Finanzierung/Förderung/Sponsorship der Zeitschrift,
  • möglichen Interessenkonflikten.

2. Publikationsmanagement

Publikationsmanagement-Tools bieten Unterstützung in der Organisation des editorischen Workflows von der Einreichung bis zur finalen Publikation, indem sie den Publikationsprozess digital darstellen. Ihre Nutzung kann zu einer Verbesserung der Effizienz von Workflows beitragen.

Für das Publikationsmanagement werden u. a. folgende Open-Source-Lösungen angeboten (s. Nachhaltigkeit), die in der Anschaffung kostenlos sind, aber gehostet und aktualisiert werden müssen, was mit Kosten (bspw. für IT-Support) verbunden sein kann.

Daneben gibt es auch kommerzielle Angebote für Publikationsmanagement-Software, beispielsweise Scholar One oder Scholastica.

Manche Hochschulen bieten Services zum Hosting von Diamond-Open-Access-Zeitschriften an, beispielsweise in Form von OJS-basierten institutionellen Plattformen, die für Mitglieder der jeweiligen Hochschule kostenfrei genutzt werden können: HOPE (UZH), BOP (UNIBE), ETERNA (UNIBAS), OAP (UNIGE), SOAP2 (UNIFR).

Bei Interesse an einem institutionellen Hosting Ihrer bestehenden oder neu zu gründenden Zeitschrift kontaktieren Sie die Bibliothek Ihrer Einrichtung, um sich beraten zu lassen.

3. Qualitätssicherung

Ein standardisiertes und der Fachkultur entsprechendes Verfahren der wissenschaftlichen Qualitätssicherung ist Kern der editorischen Arbeit und Grundlage für die Qualität und Reputation einer Zeitschrift. Qualitätssicherung umfasst dabei nicht nur Begutachtungsverfahren, sondern auch publikationsethische Aspekte, Transparenzprinzipien und die Einhaltung von Standards guter wissenschaftlicher Praxis.

Zur Begutachtung der wissenschaftlichen Qualität eines Beitrags kommen verschiedene Arten des Peer Reviews oder eines fachspezifisch äquivalenten Qualitätssicherungsverfahrens zum Einsatz. Das gewählte Verfahren hängt von den Publikationspraktiken und -traditionen innerhalb der jeweiligen Fachkultur sowie von zeitschriftenspezifischen Kriterien (bspw. den akzeptierten Beitragsformaten) ab. Wichtig ist, dass das angewendete Verfahren sowohl für Autor:innen als auch für Gutachter:innen nachvollziehbar und transparent gestaltet ist und nach aussen kommuniziert wird.

Das für die Zeitschrift geltende Qualitätsverfahren sollte auf der Website beschrieben sein, idealerweise auch unter Angabe eines durchschnittlichen Zeitraums, in dem eine Entscheidung über die Annahme, Überarbeitung oder Ablehnung eines Manuskripts erfolgt. Auch die Kriterien und Gründe für eine «desk rejection» – eine Entscheidung, die durch eine redaktionelle Begutachtung der eingegangenen Beiträge vor dem Review-Verfahren getroffen wird, – sollten transparent kommuniziert werden. Aus diesem Grund ist es ebenso wichtig, potenziellen Autor:innen bereits auf der Journalwebsite genaue Informationen darüber zu geben, welche Arten von Beiträgen akzeptiert werden, was die formalen Vorgaben für Beiträge sind und welche Eingabefristen es gibt.

4. Publikationsethik

Der Bereich Publikationsethik umfasst Richtlinien, Praktiken und Massnahmen zur Sicherstellung wissenschaftlicher Qualität und guter wissenschaftlicher Praxis, die alle an der Entstehung einer wissenschaftlichen Publikation Beteiligten betreffen: Redaktion, Gutachter:innen und Autor:innen.

Eine Übersicht der Kernrichtlinien und -praktiken hat das Committee on Publication Ethics (COPE) zusammengetragen. Zeitschriften sollten diese Richtlinien und Praktiken in ihre Workflows und Qualitätssicherungsverfahren implementieren und diese auf ihrer Website dokumentieren.

Zentral ist dabei auch, dass sich die Herausgeber:innen im Sinne einer Publikationsethik auf ein Vorgehen verständigen, wie redaktionsintern mit etwaigen Verstössen gegen die Publikationsethik und gute wissenschaftliche Praxis umgegangen wird.

5. Plagiatserkennung

Neben einem standardisierten Verfahren der Qualitätsprüfung von Manuskripten empfiehlt es sich, eingereichte Beiträge zusätzlich auch auf systematisch auf Plagiate zu prüfen.

Für eine systematische Plagiatserkennung stehen unterschiedliche (kostenpflichtige) Softwares zur Verfügung (z. B. Similarity by TurnItIn, PlagScan, iThenticate). Manche Institutionen besitzen eine Lizenz zur Verwendung solcher Softwares und ermöglichen ihren Dozierenden Zugang. Wenden Sie sich an den IT-Support Ihrer Institution, um herauszufinden, ob dies bei Ihnen der Fall ist.

Beachten Sie jedoch, dass die Ergebnisse lediglich Hinweise auf mögliche Plagiate bieten, die wiederum individuell geprüft und eingeschätzt werden müssen.

6. Transparenz

Die Bereitstellung von Informationen, wer eine Zeitschrift betreibt, wie sie operiert und wie sie sich finanziert, erhöht Transparenz und Vertrauen. Transparenz betrifft daher alle Bereiche des Zeitschriftenbetriebs: Finanzen, editorische Praktiken und Organisation. Die Principles of Transparency and Best Practice in Scholarly Publishing geben einen Überblick über gute Transparenzpraktiken für Zeitschriften. Sie sind als Ideale zu verstehen, denen sich Zeitschriften weitmöglichst annähern sollten.

7. Indexierung

Eine Indexierung ist für alle Diamond-Open-Access-Journals empfehlenswert. Durch sie verbessert sich die Distribution, Sichtbarkeit und Auffindbarkeit einer Zeitschrift und ihrer Inhalte.

Zeitschriftenindexe (oder auch bibliografische Datenbanken) sind Listen von Zeitschriften, die nach verschiedenen Kriterien durchsucht werden können. Sie dienen dem Auffinden von Inhalten für Leser:innen und werden daher auch «discovery tools» genannt. Die wichtigsten, teils disziplinspezifischen Zeitschriftenindexe sind:

Darüber hinaus ist eine Indexierung in Sherpa Romeo empfehlenswert. Sherpa Romeo ist eine Online-Ressource, die Informationen zu Open-Access-Policies von Zeitschriften bereitstellt. Diese Informationen können Publizierenden als Orientierung in ihrer Entscheidung dienen, wo sie veröffentlichen möchten, und über das Tool Sherpa Fact auch, ob das gewünschte Publikationsoutlet die Kriterien von Forschungsförderern erfüllt.

Die Aufnahme einer wissenschaftlichen Zeitschrift in einen Index beruht dabei auf der Erfüllung bestimmter indexspezifischer Kriterien. Aus diesem Grund wird eine Indexierung auch als Ausweis für die Einhaltung von Mindeststandards betrachtet.

8. Zeitschriftenstatistiken

Die Erstellung und Veröffentlichung von Zeitschriftenstatistiken dienen der Transparenz nach innen (internes Monitoring) und nach aussen, für Leser.innen sowie bisherige und zukünftige Autor:innen.

Gemäss den Anforderungen von Plan S sollten Zeitschriften Statistiken zur Anzahl von Downloads, Einreichungen, angefragter Gutachten, erhaltener Gutachten, Annahmequote und der durchschnittlichen Zeit zwischen Eingabe und Publikation erheben und diese jährlich veröffentlichen. Anders als Zeitschriftenmetriken (wie bspw. der Journal Impact Factor) dienen diese Daten jedoch nicht der Bewertung und dem Ranking von Zeitschriften.

Für die Erhebung von Zeitschriftenstatistiken stehen unterschiedliche Tools zur Verfügung, wobei auf eine datenschutzkonforme Anwendung zu achten ist. Empfehlenswert sind Tools wie Open Web Analytics oder Matomo.

Standards für Open-Access-Publikationen

Der Bereich Standards umfasst die Umsetzung von technischen Publikationsanforderungen für Open-Access-Artikel. Diese Standards beziehen sich auf alle Open-Access-Modelle, unabhängig von ihrem Businessmodell, und leiten sich beispielsweise von den Anforderungen und Empfehlungen von Plan S sowie der Zeitschriftendatenbank DOAJ ab. Unterstützung bei der Einhaltung technischer Standards erhalten Herausgeber:innen bei der Bibliothek ihrer Institution oder den Ansprechpartner:innen institutioneller Hosting-Plattformen.

1. Urheberrecht und Lizenzen

Diamond-Open-Access-Zeitschriften stärken die Autonomie und Kontrolle der wissenschaftlichen Community hinsichtlich ihres Forschungsoutputs.

Dass Autor:innen die Kontrolle über die Verwendung ihrer Werke behalten und nicht an einen Verlag abtreten (z. B. durch ein Copyright Transfer Agreement) gehört zu den zentralen Definitionskriterien des wissenschaftsgeführten Publikationsmodells. Dies entspricht dem ersten Prinzip von Plan S: «Authors or their institutions retain the copyright to their publications. All publications must be published under an open license, preferably the Creative Commons Attribution license (CC BY), in order to fulfil the requirements defined by the Berlin Declaration

Informationen zu gängigen Lizenzmodellen hat open-access.network hier zusammengestellt. Meist genutzt sind Creative Commons Lizenzen. Creative Commons (CC) bietet ein standardisiertes Verfahren zur Ausübung von Urheberrechten, das es Autor:innen und Herausgeber:innen ermöglicht, Entscheidungen darüber zu treffen, wie Werke von Nutzer:innen innerhalb der Grenzen des Urheberrechts kopiert, bearbeitet und geteilt werden können. Es gibt insgesamt sechs verschiedene Creative Commons Lizenzen, die hinsichtlich ihrer Restriktivität von CC BY (attribution) bis CC BY-ND-NC (non-derivative, non-commercial) reichen.

Als Standard-CC-Lizenz empfiehlt Plan S sowie der Schweizer Nationalfonds (SNF) die CC-Lizenz CC BY.

Die Lizenz muss auf der Website des Journals veröffentlicht werden; sie sollte darüber hinaus maschinenlesbar in den Metadaten (s. u.) und menschenlesbar in allen Textformaten verfügbar sein.

2. Persistent Identifiers

Persistent Identifiers (PID) ermöglichen die langfristige Referenzierbarkeit und Auffindbarkeit einer digitalen Publikation.

Ein Persistent Identifier stellt eine dauerhafte Referenz zu einem digitalen Objekt her, zum Beispiel einem Zeitschriftenartikel. Im Bereich digitaler Publikationen sind verschiedene PIDs relevant:

  • ORCiD für Personen,
  • DOIs für Publikationen und Projekte,
  • ROR für Institutionen.

Zeitschriften sollen ihre publizierten Artikel mit einer DOI versehen und die Publikation idealerweise auch mit der ORCiD des/der Autor:in (sofern vorhanden) und der ROR der Institution verknüpfen. Die Registrierung von DOIs für Publikationen erfolgt über Registrierungsagenturen wie CrossRef oder DataCite. Aufgrund dieses administrativen Aufwands, die mit der Registrierung von DOIs verbunden ist, stellen PIDs häufig eine Herausforderung für Zeitschriften dar, insbesondere wenn diese nicht institutionell gehostet werden.

Kontaktieren Sie die Open-Access-Expert:innen an Ihrer Einrichtung, falls Sie Unterstützung bei der Registrierung von DOIs benötigen.

3. Metadaten

Metadaten gehören zu einer guten Open-Access-Publikationspraxis, da sie die Qualität des Datensatzes sowie dessen Auffindbarkeit erhöhen.

Metadaten sind zusätzliche, an sich unabhängige Daten, die strukturierte Informationen über andere Daten bzw. Ressourcen und deren Merkmale enthalten. Metadaten werden zusammen mit den Daten, die sie näher beschreiben, abgespeichert. Sie dienen zum einen der Beschreibung der Ressourcen, zum anderen deren Auffindbarkeit. Aus diesem Grund sollten die zur Verfügung gestellten Metadaten möglichst umfangreich und unter einer Public Domain Dedication (CC0) veröffentlicht werden. Metadaten können human- und/oder maschinenlesbar sein.

Verschiedene Metadaten erfüllen dabei unterschiedliche Funktionen:

  • Bibliografische Metadaten wie Titel, Autor:innen und Schlagwörter ermöglichen die Zitation von Daten und Code und helfen bei der Auffindbarkeit und thematischen Eingrenzung.
  • Administrative Metadaten zu Dateitypen, Standorten, Zugriffsrechten und Lizenzen helfen bei der Verwaltung und langfristigen Erhaltung der Daten.
  • Prozessmetadaten beschreiben die Schritte und Aktionen mit ihren verwendeten Methoden und Hilfsmitteln, die zur Entstehung und Verarbeitung der Daten angewendet wurden.
  • Inhaltsbeschreibende bzw. deskriptive Metadaten geben zusätzliche Informationen zu Inhalt und Entstehung der Daten.

Während sich bibliografische und administrative Metadaten disziplinübergreifend standardisieren lassen, haben Metadaten zum Prozess und Inhalt von Forschungsergebnissen häufig einen fachspezifischen Aufbau und Inhalt. Gerade diese fachspezifischen Informationen sind entscheidend für die Auffindbarkeit und Nachvollziehbarkeit von Forschungsdaten.

Ein weit verbreiteter Standard für die bibliografische Beschreibung von Forschungsdaten ist das Metadatenschema von DataCite. Dieses gibt vor, welche Informationen zu einem Datensatz verpflichtend, empfohlen oder optional sind.

Eine Übersicht zu Metadaten-Formaten und -standards hat OpenAIRE zusammengestellt.

4. Ausgabeformate

Publikationen in verschiedenen Ausgabeformaten zugänglich zu machen, fällt in den Bereich der Sicherung der technischen Qualität einer Zeitschrift und erhöht deren Accessibility.

Die Zugänglichkeit von Artikeln wird auch durch die von der Zeitschrift angebotenen Ausgabeformate bestimmt. Das meistgenutzte Format für digitale Text-Publikationen ist PDF. Darüber hinaus können (Text-)Artikel aber auch im HTML- und XML-Format oder ePub ausgegeben werden.

5. Langzeitarchivierung

Strategien der Langzeitarchivierung dienen – neben der Sicherung von Backcontent – der technischen Nachhaltigkeit des Zeitschriftenbetriebs, indem sie sicherstellen, dass Publikationen dauerhaft verfügbar sind.

Die Technical Guidance und Requirements von Plan S führen Langzeitarchivierung von Zeitschrifteninhalten als notwendige technische Bedingung auf. Sie gehört ebenfalls zu den Kriterien der Aufnahme in das Directory of Open Access Journals (DOAJ).

Es gibt verschiedene Strategien der Langzeitarchivierung:

Welche Strategie die jeweilige Zeitschrift nutzt, sollte auf der Website dokumentiert werden.

6. Open Data

Diamond-Open-Access-Zeitschriften sollten im Sinne der Förderung einer offenen Wissenschaftskultur ihren Autor:innen die Möglichkeit bieten bzw. sie ermutigen, auch die Forschungs(primär)daten und Source Codes, die einer Publikation zugrunde liegen, offen zugänglich zu machen.

In diesem Zusammenhang sollte die Zeitschrift den FAIR Data Principles folgen: Findable, Accessible, Interoperable, Reusable. Eine Erläuterung der FAIR-Prinzipien bietet der Schweizer Nationalfonds oder die GO FAIR-Initiative.

Nachhaltigkeit

Der Bereich Nachhaltigkeit ist zentral für die Resilienz des Betriebs einer Zeitschrift. Er umfasst sowohl rechtliche, finanzielle und personelle Aspekte, die zu einer langfristigen Sicherung und Optimierung des Zeitschriftenbetriebs beitragen.

1. Digitale Souveränität

Der Wandel zu einer digitalen Gesellschaft und die Entwicklung digitaler Infrastrukturen wurde bisher vor allem von privaten Konzernen gesteuert. Die damit verbundene Konzentration von Dateninfrastrukturen in den Händen kommerzieller Akteure betrifft auch die Hochschulen, die diese Infrastrukturen nutzen, ohne dass sie Einfluss auf diese nehmen können. Für Hochschulen als öffentliche Einrichtungen ist es daher bedeutsam, dass sie ein ausreichendes Mass an digitaler Souveränität über ihre Daten und Infrastrukturen sichern. Dies ist möglich durch Open-Source-Lösungen, den Aufbau institutioneller Infrastrukturen sowie Informations- und Sensibilisierungskampagnen für Forschende und Mitarbeitende.

Durch die Sicherstellung einer wissenschaftsgeführten und zukunftsfähigen Governance einer Zeitschrift, Copyrights Retention für Autor:innen sowie die Nutzung nicht-kommerzieller bzw. institutioneller Serviceanbieter und Open-Source-Lösungen können Redaktionen einen Beitrag zur Stärkung der digitalen Souveränität leisten.

2. Geschäftsmodell

Das Besondere am Geschäftsmodell von Diamond-Open-Access-Zeitschriften als wissenschaftsgeführte und community-basierte Publikationsservices ist, dass es weder mit einem kommerziellen Interesse verbunden noch auf die Steigerung der Anzahl von Artikeln ausgelegt ist. Besonders ist darüber hinaus, dass sich Diamond-Open-Access-Zeitschriften nicht über die Zahlung von Article-Processing Charges (APCs) oder Subskriptionsgebühren für Lesende finanzieren, sondern ihren Betrieb oft durch einen Mix aus Freilwilligenarbeit, institutionellen Beiträgen, Fördermitteln, Spenden u. a. aufrechterhalten. Dies stellt Zeitschriftenredaktionen vor Herausforderungen, die durch robuste Planung und Kostenanalysen abgemildert werden können.

So legt ein Businessplan für eine Diamond-Open-Access-Zeitschrift den Grundstein für ihre Ausrichtung und Positionierung auf dem Publikationsmarkt sowie die mittel- und längerfristige Weiterentwicklung des Zeitschriftenbetriebs. Der Businessplan umfasst dabei nicht nur Aspekte der strategischen und finanziellen Planung, sondern auch das Konzept der Zeitschrift und ihrer Governance. Bedacht werden sollten in diesem Rahmen auch Netzwerk-Aktivitäten, Kommunikation und Distribution sowie die Strategien der Akquise eines diversen Pools an Autor:innen und Gutachter:innen.

Im Sinne einer bestmöglichen Ausnutzung bestehender Ressourcen sowie ggf. deren Optimierung sollte der Businessplan neben einer Marktanalyse auch eine Betrachtung der Stärke und Schwächen (interne Perspektive) sowie der Chancen und Risiken (externe Perspektive) im Sinne einer SWOT-Analyse umfassen.

3. Governance and Ownership

Zur Absicherung ihres Betriebs sollten Zeitschriften die Rollen der Mitarbeitenden und ihre Funktionen im Publikationsprozess definieren und grundsätzliche Überlegungen zur Rechtsform der Zeitschrift anstellen:

  • Wem gehört die Gesamtverantwortung und die Budgethoheit der Zeitschrift?
  • Welche Rechtsform soll die Zeitschrift haben? Welche Vor- und Nachteile haben unterschiedliche Rechtsformen?
  • Welche rechtlichen Schritte sind notwendig, um die Eigentums- und Namensrechte an der Zeitschrift zu schützen?
  • Wer übernimmt welche Funktionen im editorischen Prozess und wie viel Zeit muss für jeden Schritt im Publikationsprozess aufgewendet werden?
  • Welche Services werden extern geleistet und gibt es vertragliche Vereinbarungen über den Preis und die Bedingungen dieser Services? Ist die Kalkulation der Kosten dieser Services transparent?
  • Wie wird in Konfliktfällen verfahren?

Die zeitschrifteninternen Regelungen sollten in einer Geschäftsordnung verschriftlicht werden.

Transparenz und Accountability sind zentrale Werte des wissenschaftsgeführten Publizierens. Gemäss den DEIA-Prinzipien zeichnet sich eine gute Governance darüber hinaus auch durch «Diversity», «Equity», «Inclusion» und «Accessibility» aus. Eine «Values and Principles Framework and Assessment Checklist» steht hier zur Verfügung.

Betreffs der Governance ist es zudem wichtig, nicht nur die aktuelle Situation zu analysieren, sondern auch mögliche zukünftige Veränderungen in der Zusammensetzung des Mitarbeitenden-Teams und des Zeitschriftenbetriebs zu betrachten:

  • Gibt es Nachfolgeregelungen für den Fall, dass Personen aus der Redaktion ausscheiden?
  • Wie resilient ist der Zeitschriftenbetrieb finanziell, beispielsweise bei einem Auslaufen oder Ausfall von Fördermitteln?
  • Gibt es ein Verfahren des Umgangs mit einem Anstieg oder Rückgang der Anzahl von Beiträgen?

Bei Inanspruchnahme von Beratungsangeboten sollte immer auf die Rechtsverbindlichkeit geachtet werden. Beratung bei rechtlichen Fragen zum Open-Access-Publizieren können beispielsweise die Rechtsabteilung von Hochschulen und CCDigitalLawleisten.

4. Funding

Finanzierung und Fundraising sind die grössten Herausforderungen für Herausgeber:innen von Diamond-Open-Access-Zeitschriften. Zeitschriften sollten einen Überblick über anfallende Kosten erstellen und dabei auch versteckte Kosten (z. B. durch institutionelles Hosting und Freiwilligenarbeit) einpreisen. Die Kosten sind dabei für jede Zeitschrift individuell und richten sich beispielsweise nach der Anzahl von Artikeln pro Jahr, der Anzahl von Mitarbeitenden, der Art des Hostings und dem Bezug externer Leistungen (u. a. für Lektorat, Übersetzungen, Design).

In die Kostenanalyse und -kalkulation sollten vor allem folgende Posten aufgenommen werden:

  • Personalkosten,
  • IT-Infrastruktur (Hosting, Updates, Wartung),
  • Artikelbezogene Kosten (Persistent Identifiers, Bildrechte etc.),
  • Redaktionsarbeiten (intern sowie extern),
  • Werbung und Marketing,
  • Bürokosten,
  • Innovationskosten.

Zudem sollte auch der Aufwand für die Akquise von Fördergeldern in die Analyse miteinbezogen und eine mittelfristige Finanzplanung betrieben werden, die auf eine Diversifikation der Finanzierungsquellen zielt.

Zu den Finanzierungsoptionen gehören:

  • Institutionelle Publikationsfonds,
  • Berufungszusagen,
  • Forschungsförderer,
  • Trägerschaft durch wissenschaftliche Gesellschaften, Akademien, Institute o. ä.,
  • konsortiale Finanzierungsmodelle,
  • Stiftungen,
  • Spenden,
  • Crowdfunding,
  • Werbung.